Pforzheimer Jugendliche stellen ihre Fähigkeiten als Europaakteure unter Beweis
Pforzheim (pm/anb)Fünf Klassen des Hebel- und des Kepler-Gymnasiums sowie der Johanna-Wittum-Schule haben gemeinsam mit frisch gewählten Jugendgemeinderäten bei zwei Planspielen zur EU-Südosterweiterung Unterricht ganz praktisch erlebt.
Die insgesamt etwas 150 Jugendlichen schlüpften dabei in unterschiedliche Rollen und verhandelten über den möglichen EU-Beitritt von Balkanländern in Anlehnung an aktuelle Gegebenheiten. Die beiden Planspiele am 8. und 12. Mai wurden wie in den vergangenen Jahren im Rahmen der Europawoche organisiert und von der Landeszentrale für politische Bildung in Heidelberg geleitet. Oberbürgermeister Gert Hager und die Europabeauftragte Anna-Lena Beilschmidt hießen die Schüler dazu im Sitzungssaal des Rathauses willkommen. Oberbürgermeister Gert Hager verdeutlichte in seiner Rede die Bedeutung der EU für Pforzheim: „Es ist für uns als Kommune unabdingbar uns mit der Europäischen Union auseinanderzusetzen. Wir profitieren in großen Teilen von der Europäischen Gesetzgebung, so zum Beispiel im Verbraucherschutz.“ Doch vor allem sei die EU ein Friedensprojekt und damit ein Wert an sich, den es nicht aus den Augen zu verlieren gelte. Anna-Lena Beilschmidt ergänzte: „Gerade vor den Wahlen am 25. Mai möchten wir mit dem Planspiel den Jugendlichen Europa nahe bringen. Wer selbst einmal als Politiker verhandelt hat, versteht unsere Demokratie besser und auch die Bedeutung der Europa- und Kommunalwahlen.“
Verstehen wie der Prozess funktioniert
Nach einer kurzen Einführung mit Hintergrundinformationen zum Ablauf eines Beitrittsprozesses und Kriterien für Kandidatenländer ging es direkt an den Verhandlungstisch. Hier konnten die Jugendlichen selbst als Mitglieder des Europäischen Parlaments, der Kommission, des Rats oder als Vertreter der Balkanstaaten und der Presse aktiv werden. Auch Martin Schulz, der Präsident des Europäischen Parlaments, saß am Verhandlungstisch. Timo Kasper war in seine Rolle geschlüpft. Auf die Frage, wie es im als Parlamentspräsident denn ergangen sei, antwortete er: „Es war cool zu sehen, wie das politische Leben tatsächlich funktioniert. So kann ich mir auch zukünftig besser ein eigenes Urteil bilden.“ Florian Schuller, Lehrer am Kepler-Gymnasium, zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem Verlauf des Planspiels. „Demokratie lässt sich am besten über die praktische Erfahrung ermitteln“, betonte er. Dass Demokratie eben auch ein anstrengender Prozess sein kann, sei ein guter Impuls – für den Unterricht, aber vor allem für die anstehenden Wahlen.
Am Ende entschieden die Jugendlichen, dass noch nicht alle Länder reif für den EU-Kandidatenstatus seien. Besonders die Kriminalitätsbekämpfung in Montenegro, aber auch der Namensstreit zwischen Mazedonien und Griechenland habe bei der Meinungsbildung eine entscheidende Rolle gespielt – wie in der Realität eben auch, so Holger-Michael Arndt, der das Planspiel für die Landeszentrale leitete und den Jugendlichen nach dem Abschluss der Verhandlungen die europäische Realität vor Augen führte.