Azubis gesucht: 3.200 Ausbildungsstellen noch unbesetzt
Karlsruhe/Pforzheim (pm/da) Kurz vor dem Start des neuen Ausbildungsjahres sind in der Region noch mehr als 3.200 Ausbildungsstellen unbesetzt. Dem stehen laut den Zahlen des Arbeitsmarktreports vom August der Agenturen für Arbeit Karlsruhe-Rastatt und Nagold-Pforzheim knapp 1.800 Jugendliche gegenüber, die noch einen Ausbildungsplatz suchen. Ein Teil von ihnen erhält laut Waldemar Jonait, Teamleiter der Berufsberatung in der Arbeitsagentur Karlsruhe, in den nächsten Wochen über ein Nachrückverfahren einen der offenen Ausbildungsplätze.
Den Arbeitsmarktreports zufolge gab es im Bezirk Karlsruhe-Rastatt zum Stichtag im August noch knapp 1.800 unbesetzte Ausbildungsstellen; dem gegenüber standen 1.130 unversorgte Bewerber. Im Bezirk Nagold-Pforzheim habe es noch 1.340 unbesetzte Ausbilungsstellen und 640 Bewerber gegeben, die bisher keine Ausbildungsstelle gefunden haben. Wie in den vergangenen Jahren fehle besonders im Handwerk, im Gastronomie- und Gaststättenbereich sowie im Lebensmittelgewerbe der Nachwuchs, so Jonait. Zwar könnte rein rechnerisch jeder Bewerber einen Ausbildungsplatz erhalten, in der Realität ist das aber nicht der Fall: Wie Jonait im Gespräch mit Baden TV bestätigte, spielen dabei unter anderem die Erwartungen der Jugendlichen eine Rolle, die in manchen Fällen mit der Realität der Berufe nicht zusammenpassten. Ähnlich äußert sich ein Sprecher der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim und fordert deshalb Flexibilität auf beiden Seiten: ,,Jugendliche, die bei der Lehrstellensuche bis jetzt erfolglos waren, sollten sich nicht auf ihren Traumberuf fixieren sondern sich für Alternativen öffnen. Betriebe mit Besetzungsproblemen sollten vom Wunschkandidaten abrücken und auch Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance geben, die ihrem Idealbild nicht vollständig entsprechen“. In den kommenden Wochen werden einige der unbesetzten Stellen über ein Nachrückverfahren besetzt. Bewerber haben dadurch laut Waldemar Jonait in manchen Betrieben noch bis zum 1. Oktober die Chance, eine Ausbildung im Ausbildungsjahr 2018/19 zu beginnen.
DGB: Betriebe selbst schuld an Nachwuchsmangel
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Baden-Württemberg kritisiert dagegen die vermeintlich guten Zahlen bei den offenen Stellen. „Die Probleme auf dem Ausbildungsmarkt sind noch lange nicht gelöst“, sagte Gabriele Frenzer-Wolf, die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende. Ein Grund sei, dass die Betriebe weiterhin nach dem Prinzip der Bestenauslese vorgingen und leistungsschwächere Bewerberinnen und Bewerber oft außen vor blieben. Aus Sicht von Frenzer-Wolf haben trotz der Zahlen der Arbeitsagenturen ,,bei Weitem nicht alle interessierten Jugendlichen“ die Chance, einen Ausbildungsberuf zu erlernen. Außerdem seien viele junge Menschen unversorgt, weil immer weniger Arbeitgeber ausbildeten. Im Land treffe das nur noch auf jeden fünften Betrieb zu. Nach Meinung von Frenzer-Wolf haben sich die Betriebe die hohe Zahl an offenen Ausbildungsplätzen auch selbst zuzuschreiben: „Dort, wo Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, liegt das häufig an schlechten Ausbildungsbedingungen, wie häufigen Überstunden, ausbildungsfremden Tätigkeiten oder einer geringen Vergütungen“, sagte Frenzer-Wolf. Dies belegten die jährlich von der DGB-Jugend erstellten Ausbildungsreports. Landesweit brechen dem DGB zufolge im Schnitt mehr als 22 Prozent der Auszubildenden ihre Ausbildung ab. Der Gewerkschaftsbund erneuert deshalb seinen Vorschlag, ein landesweites Ausbildungsmonitoring für Geflüchtete in Ausbildung einzuführen. Spätestens mit Ausbildungsbeginn sollten sich Azubis außerdem über ihre Rechte und Pflichten informieren.