Millionenbetrug bei Baufinanzierung aufgedeckt
Offenburg (pol/pas) Die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft Baden-Baden haben in dreieinhalbjähriger Detailarbeit eine sechsköpfige Bande überführt, die Direktbanken und unbedarfte Bauherren durch gefälschte Verdienstbescheinigungen mutmaßlich um mehr als 1,2 Millionen Euro betrogen haben. Heute haben die Ermittler ihren 450-seitigen Abschlussbericht vorgelegt. Die sechs Beschuldigten zwischen 29 und 53 Jahren befinden sich noch auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft prüft eine Klage wegen gewerbsmäßigen Betruges und Urkundenfälschung.
Die Ermittlungen hatten mit der Anzeige eines Rechtsanwalts im Jahr 2010 begonnen. Zunächst waren ein 46-jähriger Bauträger und ein 41-jähriger Finanzberater ins Visier der Ermittler geraten. Bei Durchsuchungen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Thüringen sei dann umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden. Bei der Durchsicht tausender Seiten hätten sich Anhaltspunkte ergeben, dass auch Kunden- und Finanzberater an den Straftaten beteiligt waren.
Falsche Verdienstbescheinigungen vorgelegt
Bei den bis jetzt knapp 20 Straftaten sollen drei Direktbanken bei der Beantragung von Baudarlehen getäuscht worden sein, indem man ihnen zur Vortäuschung der Kreditwürdigkeit der Darlehensnehmer gefälschte Gehaltsunterlagen vorgelegt habe. Auf diese Art und Weise seien bei den Banken Darlehen von nahezu 5,5 Millionen Euro beantragt worden – über drei Millionen wurden schließlich ausgezahlt. Nach einigen Monaten hätten die Kreditnehmer gemerkt, dass sie die hohen Zins- und Tilgungsraten nicht stemmen konnten. Die Banken forderten daraufhin die Rückzahlung, wozu aber viele nicht mehr in der Lage waren. Den Direktbanken ist durch den Betrug ein Schaden von rund 800.000 Euro entstanden.
Halbfertige Häuser
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft mussten allerdings auch die Kunden des Bauunternehmers ihr Vertrauen teuer bezahlen. Obwohl die Banken die geforderten Anzahlungen überwiesen hätten, seien die in Polen in Auftrag gegebenen Häuser nicht geliefert oder nicht wie vereinbart fertig gestellt worden. Die Arbeiten seien Zug um Zug eingestellt worden, den Kunden sei ein Schaden von mindestens 400.000 Euro entstanden.
Zwischenzeitlich ermittelt neben der Staatsanwaltschaft Baden-Baden auch eine Staatsanwaltschaft in Thüringen wegen des Verdachts eines Insolvenzdeliktes gegen die Firma des Bauträgers.