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      Pforzheim

      Ein Beruf, den man sich nicht mehr leisten kann? Pforzheimer Tagesmütter starten Petition für stabileren Lohn

      Die Kinder sollen spielen, singen, lernen und entdecken. Vom komplizierten bürokratischen Apparat dahinter, ahnen sie nichts hier in der Kindertagespflege in Pforzheim. Genau dieser Apparat sei es aber, der den beiden Tagesmüttern den Alltag erschwert. Denn wie fast alle anderen sozialen Einrichtungen erhält die Tagespflege Auflagen von der Kommune. Dazu gehören Nachweise einer Erziehungsausbildung, Erste-Hilfe-Kurse, regelmäßige Fortbildungen, Zeitnachweise beim Jugendamt und einiges mehr. Im Gegensatz zu einer Kita ist eine Tagespflege ein selbstständiges Unternehmen. Womit sie einen Löwenanteil ihrer Kosten selbst tragen muss.

      7,50 Euro wird den Tagesmüttern pro Stunde und Kind vom Jugendamt der Stadt ausbezahlt. Dabei müssen sie die exakten Betreuungszeiten genau dokumentieren. Kommt ein Kind zu spät oder wird früher abgeholt werden die Fehlstunden nicht bezahlt. Wenn die Erzieherin erkrankt oder Urlaub macht, bleibt das Geld ganz aus. Bei maximal 9 erlaubten Kindern für zwei Personen – mehr dürfen nur in einer Kita betreut werden – komme ein durchschnittlicher Stundenlohn von 11 Euro zusammen. Die Tagesmütter sind sich einig – wären sie Alleinverdiener, könnten sie sich den eigenen Beruf nicht leisten. Ihr Lösungsansatz, ein festes Gehalt, bezahlt von der Stadt.

      Die Erzieherinnen stützen sich etwa darauf, dass es in umliegenden Städten und Gemeinden andere Systeme gibt. Daher starteten sie eine Petition an den Oberbürgermeister, um diese Forderung eines stabilen Tarifes zu erreichen. Die Stadt Pforzheim spricht davon, schon viele Hilfen für Tagespflegestationen zu leisten. Etwa Unfallversicherungen, eine Pauschale von 30 Euro für das Freihalten eines Platzes und eine Auszahlung im Krankheitsfall, wenn eine der Tagesmütter mehr als 20 Tage am Stück ausfällt. Für den geforderten festgesetzten Lohn sehe sie wenig Spielraum.

      „Die selbstständige Tagespflegeperson unterliegt keiner Weisung. Der Einstieg für eine qualifizierte Kindertagespflegeperson umfasst in BW 300 Unterrichtseinheiten. Die Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin im Vergleich dazu drei bis vier Jahre. Eine Pauschale, quasi als gesichertes Einkommen, völlig unabhängig von der tatsächlichen Betreuungszeit sieht das Gerüst der Kindertagespflege mit der selbstständigen Tätigkeit nicht vor.“

      – Stadt Pforzheim

      Bisher also nur wenig Entgegenkommen gegenüber einem festen Gehalt. Ob die Tagespflegestation dadurch akut in ihrer Existenz bedroht wird – dazu können Die Tagesmütter nicht spekulieren. Sicher sind sie aber, dass diese Bedingungen für den Bestand von Tagespflege Gift sind und den Mangel an Betreuungsplätzen noch verschärfen könnte. Wenn die Kinder auch nichts vom bürokratischen Apparat ahnen, dass sie weniger spielen, singen lernen und entdecken können, werden sie definitiv spüren.

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