Region
Lehrermangel? Schulen in der Krise
Region (mg) Vor etwa einem Monat hat das neue Schuljahr begonnen – der Lehrkraftmangel hinterlässt aber jetzt schon Spuren. Vor allem bei den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren, kurz SBBZ. Eine Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung zeigt, dass der Unterricht nach wie vor nur lückenhaft abgedeckt wird. Der Verband hat über 1000 Schulen in Baden-Württemberg befragt, die Ergebnisse dabei eindeutig: 70 Prozent der Schulen klagen über fehlendes Personal. An den SBBZ hat fast die Hälfte der Schulen mit Lücken von bis zu 40 Prozent zu kämpfen. Dennoch haben sich die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert.
„Wir erkennen zwar Verbesserungen in der Unterrichtsversorgung. Aber wenn bereits in der dritten Schulwoche etwa die Hälfte der befragten Schulen über Unterrichtsausfälle berichtet, sind wir noch weit entfernt von einer zufriedenstellenden Personalsituation. Einem positiven Trend an Grund- und Sekundarschulen steht ein dramatischer Rückgang bei den SBBZ gegenüber.“ – Gerhard Brand, VBE-Landesvorsitzender
Die Sonderpädagogischen Zentren profitieren von dieser Entwicklung kaum. Hier fehlen nicht nur Lehrkräfte, auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit speziellem Förderbedarf steigt stetig. Vor allem Kinder mit Autismus benötigen intensive Betreuung, die aufgrund des Personalmangels kaum geleistet werden kann. Viele Schulen versuchen, die Ausfälle zu kompensieren: Lehrkräfte machen Überstunden, Klassen werden zusammengelegt oder es werden Aushilfskräfte ohne pädagogische Ausbildung eingesetzt. Doch das hat Folgen – die Belastung der Lehrkräfte steigt enorm, und das schon in den ersten Wochen des neuen Schuljahres.
„Die Daten zeigen klar, wie knapp das Personal ist. Um Ausfälle durch Krankheit, Schwangerschaft oder Fortbildungen auszugleichen, bräuchten die Schulen eine Reserve von 10 bis 20 Prozent. Doch stattdessen kämpfen viele bereits jetzt mit Lücken von dieser Größe – oder noch größeren, wie bei den SBBZ.“ – Gerhard Brand, VBE-Landesvorsitzender
Der Verband fordert die Politik auf, den Fokus wieder stärker auf den Unterricht zu richten. Nur so könnten Lehrkräfte entlastet und die Bildungsqualität in Baden-Württemberg gesichert werden. Große bildungspolitische Projekte, so sagen viele Schulleitungen, seien derzeit weniger hilfreich. Die Lösungen seien längst bekannt: Mehr Personal, weniger Zusatzbelastungen und eine bessere Unterstützung für Lehrkräfte – nur so könne sich der Schulalltag langfristig verbessern.