Karlsruhe
"Letzte Generation" demonstriert auf Kriegsstraße: Warum die Proteste nicht aufhören sollen
Karlsruhe (ln) Die Sommer der letzten Jahre stellten ständig Rekorde auf. Ob Hitze, Regen oder Überschwemmungen. Das alarmiert vor allem Klimaschützer – etwa die Letzte Generation, die nun wieder vermehrt demonstriert und protestiert. Gestern Abend in Karlsruhe gab es zum Beispiel einen Aufzug über die Kriegsstraße. Begleitet wurden dabei unter 20 Demonstranten von einem sehr viel größeren Polizeiaufgebot.
Anfangs ahnen nur die wenigsten Autofahrer, dass die Kriegsstraße bald für eine knappe Stunde nicht mehr befahrbar sein wird. Denn einmal mehr ist die Demonstration der Aktivistengruppe „Letzte Generation“ nicht angemeldet – selbst ihre eigenen Mitglieder kennen Zeit und Ort nur aus Chatgruppen und einzelnen Medien. Nachdem sie sich aber an der Kreuzung Ettlinger Straße zusammenfinden und noch einmal in der Gruppe ihre Grundsätze wiederholen, startet ein Protestmarsch über die Fahrbahn der Kriegsstraße. Ihre Forderungen haben sich dabei nur wenig geändert. Allerdings seien sie dringlicher denn je.
Am Tag dieses Protestzuges tritt ebenfalls das Klimaanpassungsgesetz in Kraft, das Länder und Kommunen aufruft, Maßnahmen gegen das erwärmte Klima zu ergreifen. Für die „Letzte Generation“ ist das allerdings nicht effizient genug. Ebenso wenig das Klimaschutzgesetz, zu dem das Bundesverfassungsgericht Karlsruhe die Regierung 2021 verpflichtete. Denn mit dem Ziel bis 2045 klimaneutral zu werden, arbeite die Ampel zu langsam.
Um auf falsche Schritte aufmerksam zu machen, schreiten die Aktivisten der „Letzten Generation“ die Kriegsstraße in Karlsruhe entlang – die Frage der Polizei, ob sich ein Versammlungsleiter findet, wird bewusst nicht beantwortet. Als Reaktion bildet die Polizei eine Blockade, um den Zug zu stoppen. Als einzelne Mitglieder versuchen, sie zu umgehen, kommt es zu kleineren Rangeleien. Am Ende kann sich ein Einsatzleiter aber mit dem Kollektiv an Aktivisten einigen. Dabei zeigt sich die „Letzte Generation“ als kooperationsbereit.
Die Polizei selbst bedauert, dass die Letzte „Generation“ auf eine Anmeldung ihrer Proteste verzichtet. Ein Einsatzleiter betont, wie wichtig das Thema Klimaschutz ist. Würde die „Letzte Generation“ ihre Protestzüge anmelden, könnten sehr viel größere Strecken freigeräumt und sehr viel besser kooperiert werden. Dadurch wäre es auch nicht nötig, für knapp 15 Aktivisten mit über 6 Einsatzfahrzeugen anzurücken. Ein Umstand, den auch die „Letzte Generation“ als übertrieben kritisiert.
Wie die „Letzte Generation“ aber bereits in der Vergangenheit erklärte, sei das Nicht-Anmelden ihrer Veranstaltungen Teil ihres Konzepts von zivilem Ungehorsam. Ein weiteres Mittel, um in Karlsruhe Aufmerksamkeit auf den Klimaschutz zu lenken. Es ist also damit zu rechnen, dass auch bei der nächsten Demo nur wenige Autofahrer ahnen werden, dass bald die Fahrbahn blockiert wird.