Region
Nach Bildungsreform: Werden Realschulen benachteiligt?
Region (ln) Im Mai verkündete die Landesregierung eine lang erwartete Reform im baden-Württembergischen Bildungssystem. Die Zufriedenheit darüber ist allerdings nicht überall gegeben. Besonders Realschulen fühlen sich übergangen und kritisieren, die Reform würde zu sehr auf das Abitur abzielen.
Für Karin Broszat, Vorsitzende des Verbandes deutscher Realschullehrer Baden-Württemberg gab es in den letzten 20 Jahren zwei kapitale Fehler in der Bildungspolitik. Die eine war die Verringerung von G9 auf G8, die andere das Abschaffen einer verbindlichen Realschulempfehlung. Die im Mai veröffentlichte Schulreform führt das G9 ab 2025 wieder ein. Ebenso die Gymnasialempfehlung oder alternativ mit einem Potenzialtest. Die Realschulempfehlung allerdings nicht. Begründung des Landes: Auf dem Gymnasium wird nur auf das Abitur hingearbeitet. Eine Realschule kann auch einen Hauptschulabschluss anbieten.
Gerade im Flächenland Baden-Württemberg sei das Fehlen dieser Mitte fatal. Ebenso, dass förderbedürftige Kinder nun auf die Realschule geschickt werden, wo sie mit der Art zu lernen Probleme haben. Die Hauptschule habe die Förderung lernschwächerer Kinder immer sehr gut gelöst. Vorwürfe, Realschullehrer würden dadurch lernschwache Kinder an das Sammelbecken Hauptschule ausweisen, weist Broszat zurück.
Sprachlich nicht lernen zu können, auch durch eine Sprachbarriere möglich. Hierbei komme oft dazu, dass das Personal einer Realschule auch für ein soziales Miteinander trotz Barriere sorgen müssen. Das sei erschwert dadurch, dass es immer mehr Realschulen und Werkrealschulen und immer weniger Hauptschulen gebe, auf die die Kinder sich verteilen können. Verwandt damit: Rechtes Gedankengut unter Schülern, das sich in den vergangenen Wahlen zeigte – laut Broszat wichtig für Realschulen, anzugehen.
Und Vertrauensräum können nicht geschaffen werden kann, solange die Schüler nicht nach Leistung bewertet, sondern zweigeteilt werden. Deshalb fordert Broszat die Landesregierung auf, die verbindliche Realschulempfehlung wieder einzuführen. Es wäre laut ihr immerhin ein historisch, wenn die Landesregierung ihre beiden kapitalen Fehler in so kurzem Zeitabstand beheben würde.