Region
Nach kurzfristiger Einigung: Ärztestreik für die kommenden Tage ausgesetzt
Region (rs) Wochenenddienste, Bereitschaftsdienste, Überstunden. Mehr als 50 Stunden in der Woche arbeiten Ärztinnen und Ärzte im Durchschnitt, ein Fünftel arbeitet sogar mehr als 60 Stunden. Das sagt jedenfalls eine Umfrage des Marburger Berufsverbands von 2022. Im Fokus der aktuellen Tarifverhandlungen stehen daher neben den Gehältern auch die Regelungen zu Rufbereitschaft und Schichtarbeit. Seit einem halben Jahr laufen die Verhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände. Die Fronten schienen verhärtet, Ärztinnen und Ärzte wollten von Mittwoch bis Freitag in Streik treten. Überraschend gab es jetzt eine Einigung.
Für manche Patienten kommt die Einigung wohl zu spät, andere haben Glück. Einen Tag vor dem ursprünglich angekündigten Ärztestreik in kommunalen Krankenhäusern einigen sich der Marburger Bund und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände auf ein Tarifergebnis. Überraschend – denn eigentlich war bereits von Mittwoch bis Freitag Streik angesagt. Nicht alle deswegen verschobenen Operationen können wohl wieder vorverlegt werden. Dennoch: Erstmal ist die Einigung ein gutes Zeichen für die kommunalen Krankenhäuser, wenn sie auch nur ein Kompromiss ist.
„Wir haben in der Großen Tarifkommission des Marburger Bundes die Abwägung treffen müssen, ob wir trotz des vorliegenden Angebots einen unbefristeten Vollstreik in Gang setzen wollen oder ob wir vorerst davon absehen, bis unsere Mitglieder ihre Entscheidung gefällt haben. Wir haben uns für eine neuerliche Urabstimmung entschieden, weil das Sondierungsergebnis tatsächlich ein substanzieller Fortschritt gegenüber dem bisherigen Verhandlungsstand ist. Das betrifft vor allem die in Aussicht gestellten Gehaltserhöhungen. Natürlich wollten wir bei der Reform der Regelungen zum Schichtdienst mehr erreichen.“
- Susanne Johna, Vorsitzende Marburger Bund
Für Ärztinnen und Ärzte hieße das: Rückwirkend zum 1. Januar sollen die Gehälter linear um vier Prozent steigen, ab dem 1. August 2025 um weitere zwei Prozent und dann nochmal um zwei Prozent ab Juni 2026. Kompromisse gab es vor allem bei den Schicht- und Wechselschichtregelungen.
„Nach intensiven Verhandlungen und Sondierungen ist es uns gelungen, ein ausgewogenes Gesamtpaket zu schnüren, das sowohl den berechtigten Interessen der Ärztinnen und Ärzte als auch der schwierigen wirtschaftlichen Situation der kommunalen Krankenhäuser Rechnung trägt. Mit einer Laufzeit von 30 Monaten geben wir allen Beteiligten ferner eine hohe Planungssicherheit„
- Dirk Köcher, Verhandlungsführer Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA)
Über das Ergebnis der Einigung entscheiden jetzt Ärztinnen und Ärzte der kommunalen Krankenhäuser deutschlandweit in einer Urabstimmung. Bis zum 14. Februar werden daher die Ärztestreiks ausgesetzt – Für Patienten also erstmal Grund zum Aufatmen.