Region
Regionale Weinlese beginnt: Warum Winzer trotz optimalen Jahrgangs Existenzängste haben
Region (ln) Zu Vino sagt man nie no? Weit gefehlt! Der Weinkonsum der Deutschen ging im vergangenen Jahr um eine ganze Flasche zurück. Und das ist nur ein Problem, mit dem die Winzergenossenschaften der Region derzeit kämpfen. Qualitativ ist der Weinjahrgang 2024 nahezu exzellent – trotz einschneidenden Frostperioden im Frühjahr und wechselhaftem Wetter war der Sommer lange und beständig genug warm. Das Problem sieht der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband eher in der Quantität. Denn nun, zur beginnenden Weinlese, zeigt sich, dass ein großer Teil der Trauben die Witterung nicht überstanden hat. Hinzu kommen Pilz- oder Schädlingsbefall durch Feuchtigkeit. Gerade, weil die Abwehrkräfte mancher Rebsorten durch Hitze und Kälte überlastet sind. Das Ergebnis: Die Genossenschaften erwarten bis zu 20 Prozent weniger Lese als im Vorjahr. Wie viel Wein konkret gelesen wird, kann punktuell stark variieren.
Grund dafür, die voranschreitende Klimaerwärmung, die zu Wetterextremen führt. Besonders anfällig dafür: Bio-Winzer wie Axel Bauer aus Bühl, die bewusst auf umweltverträgliche Dünger und Zusatzmittel setzen. Er bestätigt, dass die Qualität der Trauben wenig zu wünschen übriglässt. Dafür sind einige Rebsorten – besonders der Burgunder – in besorgniserregendem Maß eingegangen. Viele mussten in händischer Kleinstarbeit gerettet werden. Manche Trauben werden schon nicht mehr angebaut. Laut Bauer sei es wichtig, künftig resistentere Weinsorten anzubauen. Auch wenn das heißt in Baden französische oder spanische Trauben zu züchten. Und selbst dann sei eine gute Lese nicht garantiert.
Das Wetter ist hierbei nicht das einzige Problem der Badischen Winzer. Auch wirtschaftlich bestehe nach wie vor eine Schieflage. Durch massive Bürokratie und Konkurrenz zu Dumpingpreisen, sei es für viele kleinere Winzer kaum noch stemmbar. Das führt zu Nachwuchsproblemen, brachliegenden Flächen in den Bergen und Rebfeldern, die einfach verkommen lassen werden, da sie nicht mehr lukrativ sind. Für den Geschäftsführer des BWGV außerdem ein Problem: Der gesetzliche Mindestlohn, der auf 15 Euro angehoben werden soll. Das gelte für Saisonarbeiter aber nicht für die Winzer selbst.
Axel Bauer widerspricht dieser Ansicht teilweise. Es sei eine Belastung, doch auch die Saisonarbeiter benötigten eine Lebensgrundlage. Sinnvoller findet er ein Umdenken in der Kundschaft, für regionale Qualität auch einen angemessenen Preis zu bezahlen. Doch selbst wenn so ein Umdenken stattfindet, eine Bank für den Winzerstand ist das nicht. Da das Wetter dank Klimawandel immer unberechenbarer wird, ist nämlich kaum vorherzusagen, ob auch die nächsten Weinjahrgänge qualitativ exzellent werden.