Karlsruhe
Ohne Partei und Fraktion: Wie Stadträte und Kandidaten in Karlsruhe als Einzelperson zur Politik beitragen
„Karlsruhe – nicht meckern, gestalten“, lauten Name und Motto einer wählbaren Liste für die Kommunalwahl im Juni. Ihr zweites Motto „Karlsruhe gemeinsam gestalten“ deutet allerdings nicht darauf hin, dass die Liste nur aus einer Person besteht. Genau das ist aber der Fall bei Matthias Hofmann, der die zugrundeliegende Wählervereinigung im Februar ins Leben rief. Von da an musste der selbstständige Physiotherapeut bis zum 28. März 250 Unterstützer-Unterschriften sammeln, diese verifizieren lassen und beim Wahlausschuss einreichen. Eine Aufgabe, die er mit 310 Unterschriften bewältigte – alles, für das direkte Mitspracherecht.
Allein im Gemeinderat zu sitzen, damit macht auch Ellen Fenrich seit 2023 ihre Erfahrungen. Die ehemalige AfD-Stadträtin verließ Partei und Fraktion im vergangenen Jahr, nach anhaltenden auch persönlichen Konflikten. Die verbleibende Wahlperiode verbrachte sie als Einzelperson. Das habe durchaus Vorteile – allerdings müsse man sich als Stadträtin auch einschränken.
Dass die Möglichkeit, Änderungen vorzuschlagen ohne Fraktion begrenzt ist, sei Hofmann auch wohl bewusst. Mitbestimmen zu können sei ihm allerdings wichtiger als Anträge zu stellen. Auch deshalb da er – wie er selbst einräumt – keine Erfahrung als Stadtrat hat. Seine Herzensthemen: Das Reduzieren von Prestigeprojekten, eine Sanierung der Turmbergbahn, Kitas, Schulen und Turnhallen zu unterstützen, Bepflanzung und Bäume in der Innenstadt und Kompromisse zwischen Rad. und Autoverkehr. Themen, die er nicht nach den Vorgaben einer Fraktion behandeln möchte.
Eine Einstellung, mit der auch Fenrich konform geht. Sie selbst war zu manchen Entscheidungen auch das Zünglein auf der Waage. Ob Hofmann aber wirklich nach ihr die Rolle des Einzelstadtrates übernimmt – wenn auch mit anderen politischen Ansichten – sei nicht gesagt. Ihm selbst sei klar, dass eine Wahl ohne Liste, Kontakte und Vorerfahrung unwahrscheinlich ist. Das bremst aber nicht seinen Elan, voll hinter seiner Kandidatur zu stehen. Denn selbst wenn er nicht gewählt wird, hat Hofmann nach eigener Aussage einen ernsthaften Versuch unternommen, nicht nur zu meckern, sondern mitzugestalten.