Karlsruhe
Erste Konferenz für Verkehrssicherheit: Wie es langfristig nie wieder Tote auf der Autobahn geben soll
Tragische, oft tödliche Unfälle im Straßenverkehr kommen auch in der Region mit gewisser Regelmäßigkeit vor. Doch was, wenn es nicht so sein müsste? Diese Frage stellen sich vor allem die Verfechter der Vision Zero, die der Überzeugung sind, dass null Verkehrstote im Jahr bis 2050 möglich sein muss. Dazu gehören unter anderem Baden-Württembergs Innenminister und Verkehrsminister, die heute bei der ersten Verkehrssicherheitskonferenz des Landes sprachen. Lars Notararigo berichtet.
Unfälle reduzieren und minimieren – das ist nicht das Hauptziel hier bei der allerersten Verkehrssicherheitskonferenz Baden-Württemberg. Stattdessen erklärtes Hauptziel: die Vision Zero, das heißt: Kein geringeres Ziel als null Tote und null Schwerverletzte im Jahr durch den Straßenverkehr. Nicht selten wird diese Ambition als unrealistisch belächelt oder im Licht tödlicher Verkehrsunfälle, wie vergangene Woche in Waldbronn, als direkt zynisch aufgenommen. Immerhin genügt ein einziger menschlicher Fehler für einen schweren Verkehrsunfall und Fehler lassen sich nicht auf null setzen. Das bedeute allerdings nicht, dass die Vision Zero unmöglich ist, wie mehrere Redner*innen erklären. Doch dafür müsse man den Straßenverkehr in allen Aspekten neu denken.
Dazu kann beispielsweise verbesserter Einsatz von Technologie gehören – Näherungssensoren, die auf Gefahren reagieren, bevor sie akut werden. Ebenso zusätzliche Überholstrecken für Landstraßen, da viele Unfälle durch riskante Überholmanöver entstehen. Genauso bedürfe es aber auch einen Mentalitätswechsel in Politik und Gesellschaft. Beginnend mit einem allgemeinen Tempolimit in Deutschland. Nicht umsonst könne schon eine geringe Änderung der Geschwindigkeit enorme Auswirkungen darauf haben, wie fatal eine Kollision wird.
Den Bürger*innen angepasstes Fahren nahezubringen sei bei der Umsetzung der Vision Zero nicht unproblematisch, so mehrere Referierende. Schon ein allgemeines Tempolimit, bei der Bevölkerung ein unbeliebtes Konzept. Grieger geht so weit, das sich das im Wahlverhalten wiederspiegelt. Immer mehr Menschen würde populistische Parteien wählen, die keinerlei Verkehrssicherheit im Wahlprogramm aufweisen, sondern jedes Tempolimit als Beschneidung der Freiheit verkaufen. Alternativ ist es Kommunen seit diesem Jahr möglich, an Gefahrenstellen die Geschwindigkeit zu beschränken. Diese Möglichkeit wird aber laut Verkehrsminister nur zaghaft genutzt. Um die gesellschaftliche Stimmung gegen Tempolimits zu drehen seien Informationskampagnen nötig
Schon jetzt sei Aufklärung Teil des Verkehrssicherheitspaktes der Landesregierung. Genau wie verschiedene andere Maßnahmen. Die Vision Zero zur Reality Zero machen könne man so aber nicht. Dafür errege sie laut Hermann noch zu wenig Interesse in Landes- und Bundesregierung. Auch aus diesem Grund soll die Verkehrssicherheitskonferenz nun jedes Jahr in Baden-Württemberg stattfinden. Wenn null Tote und Schwerverletzte jetzt auch noch Zukunftsmusik sind, könne man die Unfälle durch den Expertenaustausch wenigstens reduzieren und minimieren.