Karlsruhe
Vor Gericht: KSC-Fanprojekt im Fokus wegen Aussageverweigerung
Karlsruhe (mg) Für Sophia Gerschel und zwei ihrer Kollegen steht am kommenden Dienstag der Gang vor das Amtsgericht Karlsruhe an. Sie arbeiten im Fanprojekt des Stadtjugendausschusses Karlsruhe. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet Strafvereitelung. Der Grund: Die Mitarbeiter des Fanprojekts haben sich entschlossen, in dem Verfahren rund um den Einsatz von Pyrotechnik durch KSC-Ultras beim Spiel gegen St. Pauli keine Aussage zu machen. Als Sozialarbeiter besitzen sie jedoch kein Recht, vor dem Richter zu schweigen.
Warum müssen Sozialarbeiter wie Gerschel vor Gericht aussagen? Der Hintergrund ist das Zeugnisverweigerungsrecht. Es erlaubt bestimmten Berufsgruppen, in einem Gerichtsverfahren die Aussage zu verweigern, um vertrauliche Beziehungen zu schützen und negative Folgen zu vermeiden. Dieses Recht gilt für Geistliche, Rechtsanwälte, Journalisten, Notare und weitere Berufsgruppen – aber nicht für Sozialarbeiter.
Bei einem Fachgespräch des Stadtjugendausschusses Karlsruhe wurde gestern Abend intensiv über das Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeitende diskutiert. Auch der Oberbürgermeister äußert sich dazu.
Für Mentrup das Verhalten der drei Fanprojekt-Mitarbeiter mutig und bewundernswert. Trotzdem rät er ihnen, ihre Aussage nicht zu verweigern.
Das Fanprojekt Karlsruhe ist ein fester Bestandteil der Stadionkultur im Wildpark. Seit Ende der 80er-Jahre arbeitet das Fanprojekt eng mit den Ultras zusammen. Sie begleiten die Fans sowohl bei Heim- als auch Auswärtsspielen und stehen der Fanszene auch während der Woche bei kritischen Themen zur Seite.
Für ein gutes Stadionerlebnis spiet auch die Sicherheit eine zentrale Rolle. Einige Fans hätten sich durch die wiederholten Pyroaktionen der Ultras unsicher gefühlt. Laut KSC-Präsident sei es jedoch schwer zu verhindern, dass Pyrotechnik ins Stadion gelangt. Es müsse ein anderer Lösungsansatz gefunden werden.
Der Karlsruher SC stehe weiterhin hinter den drei Mitarbeitenden des Fanprojekts, die nächste Woche vor Gericht erscheinen müssen. Über eine mögliche finanzielle Unterstützung äußerte sich Siegmund-Schulze nicht. Doch Gerschel und die beiden anderen Sozialarbeiter zeigen keine Anzeichen von Reue oder Angst aufgrund ihrer Entscheidung.
Am kommenden Dienstag geht es für Gerschel und ihre Kollegen vor das Amtsgericht. Voraussichtlich nicht die Endstation in diesem Verfahren. Ein Schweigen, das mit Konsequenzen endet? Eins steht fest: Das Fanprojekt deckt den Rücken seiner Mitarbeiter. Baden TV wird den Prozessauftakt begleiten.