Japan in Karlsruhe: Zeichen der Freundschaft
Karlsruhe (cm) Als wir das rote Kulttor durchschreiten, empfängt uns ein wahrhaftes Schauspiel aus Pflanzen, Wasser und Steinen. Exotische Ginkgo-Bäume, verträumte Brücken und zahlreiche Details laden zum Erkunden und Entspannen ein. Der Japangarten im Westen des Stadtgartens repräsentiert nicht nur die ganze Vielfalt der japanischen Kultur, er ist vor allem ein Symbol für die langjährige Freundschaft zwischen Karlsruhe und dem fernöstlichen Inselstaat.
Angelegt wurde er im Jahr 1913 zwar vom Gartendirektor Friedrich Ries, doch hat die japanische Stadt Nagoya einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung geleistet: Seit 1927 wurden ein Shintō-Schrein, zwei steinerne Löwenstatuen, das erwähnte Kulttor („Torii“ genannt), eine Miniatur-Steinpagode, Laternen und eine Brücke gespendet. 1967 kam im Zuge der Bundesgartenschau ein originaler Zen-Garten, genannt „Kare-Sansui“, am Rand des Stadtgartensees hinzu und vervollständigt seitdem das authentische Gesamtbild.
Japans „Handschrift“ lässt sich aber auch anderswo in Karlsruhe finden: Westlich der Stadthalle, in Südweststadt, erinnert ein Gedenkstein an die Deutsche Therapiewoche, ein ehemals jährlich stattfindender Ärztekongress, bei dem der japanische Arzt Prof. Choei Ishibashi Ehrenmitglied war. Der Stein trägt die Inschrift „Kotobuki“, was so viel wie „Ein glückliches, langes Leben“ bedeutet. Ein prächtiger Anblick ist zudem der Kirschblütenhain im Otto-Dullenkopf-Park, der anlässlich der offiziell 150 Jahre währenden Freundschaft zwischen Japan und Deutschland im November 2010 gepflanzt wurde.
Fernost und „Nah-Süd“
Man sieht also, die Verbindung zwischen der baden-württembergischen Stadt und dem Land in Fernost ist gar nicht so willkürlich, wie sie zuerst vielleicht erscheinen mag. Die Deutsch-Japanische Gesellschaft Karlsruhe e.V. (DJG) sieht das genauso und setzt sich seit 1993 für die Förderung von Verständnis, Freundschaft und Austausch zwischen den Kulturen ein. Als direkter Ansprechpartner betreut sie nicht nur die in Karlsruhe lebenden Japaner, sondern unterstützt auch Ortsansässige, die sich für die japanische Kultur interessieren, die Sprache erlernen wollen oder über einen Auslandsaufenthalt im Land der untergehenden Sonne nachdenken.
Bei kulturellen Veranstaltungen, Vorträgen, Konzerten und Ausflügen geben die Mitglieder der DJG ihre Begeisterung für das spannende Land weiter und laden an jedem ersten Donnerstag im Monat zu ihrem offenen Stammtisch ein. Ein weiteres Highlight sind die monatlich stattfindenden „Shogi“-Abende (hier geht es zur Facebook-Seite). Dabei handelt es sich um ein in Japan äußerst beliebtes Brettspiel, das unserem Schach nicht unähnlich ist und auch hierzulande immer mehr Anhänger findet. Übrigens ist der Verein auch eingeschworener Pate des eingangs erwähnten japanischen Gartens und kümmert sich um dessen Pflege.
Nicht nur Sushi, Manga und Karaoke
Japan ist den Deutschen vor allem wegen Spielekonsolen, Karate, Tee und Instant-Nudeln ein Begriff. Dabei wird oft vergessen, dass das Land noch viel mehr zu bieten hat. Tatsächlich ist es, wenn man die technischen, wirtschaftlichen und kulturellen Errungenschaften der letzten 70 Jahre betrachtet, eines der innovativsten der Welt. Die japanische Marke Seiko beispielsweise fertigte erfolgreich die ersten massentauglichen Quarzarmbanduhren weltweit und begründete damit bis heute ihre Marktdominanz. Von dem Hersteller entwickelte Schlüsseltechnologien finden sich nicht nur bis heute in den hauseigenen Präzisionsgeräten, sondern kommen auch in nahezu jeder Analog-Quarzuhr anderer Uhrenmarken zum Einsatz.
Wie sehr Japan unseren Alltag beeinflusst, sieht man auch an den vielen kleinen Dingen: So zeichnen Japaner nicht nur für die Erfindung des Reißverschlusses verantwortlich, ihre traditionellen „Zoori“-Sandalen, die früher von den Samurai getragen wurden, finden sich heute auch in unseren Breiten überall an den Füßen: Wir kennen sie allerdings unter dem Namen „Flip-Flops“. Zuletzt wird es sicher einige überraschen, dass die Männlein- und Weiblein-Figuren auf den Toilettenschildern ebenfalls asiatischer Herkunft sind – Tokyo führte sie das erste Mal zur Olympiade 1964 ein, um Reisenden jedes Landes und jeder Sprache schnell und sicher die richtige Tür zu weisen.
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