Sicherer Haushalt in Baden-Württemberg: Was ist Pflicht, was ist darüberhinaus sinnvoll?                

Baden-Württemberg (cm) Das eigene Zuhause kann ganz schön gefährlich sein. Dort, wo man sich sicher fühlt, passieren die meisten Unfälle, mehr noch als im Straßenverkehr. Schnell ist man auf nassem Boden ausgerutscht, hat eine Treppenstufe übersehen oder sich beim Gemüseschneiden in den Finger geschnitten. Während kleinere Unfälle oft noch glimpflich verlaufen, können Stromschläge und Brände verheerende Folgen haben. Dabei kann jeder durch einfache Maßnahmen kleine und große Katastrophen im Haushalt vermeiden.

Rauchmelder beispielsweise sind in den meisten Bundesländern sogar Pflicht, so auch in Baden-Württemberg. Dieser Beitrag erklärt, was aktiv für eine Sicherheitsmaximierung gemacht werden kann oder sogar gemacht werden muss.

Nahe Wald oder Wasser auf die Umgebung achten

Oftmals wird beim Thema Haussicherheit die jeweilige Umgebung des Hauses oder Grundstücks unterschätzt. In Hanglagen und vor allem in Wald- und Flussnähe gilt es, besonders die unmittelbare Umgebung des Eigenheims zu begutachten, um eine größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten.

Stehen hohe Bäume in der Nähe des Hauses, die sich zum Beispiel bei einem Sturm als Gefahrenfaktor erweisen können, sollten diese zwei Mal jährlich (belaubt und unbelaubt) auf ihre Sicherheit kontrolliert werden. Per Gesetz müssen Baumbesitzer auf regelmäßiger Basis Kontrollen durchführen lassen, so schreibt die „Verkehrssicherungspflicht“ vor. Leider wird die Regelmäßigkeit im Gesetz nicht näher definiert, aber mit der angesprochenen halbjährlichen Kontrolle ist man zumindest in rechtlichen Aspekten auf der sicheren Seite.

Auch wer nahe am Wasser baut, muss zwingend die Hausumgebung in die eigenen Sicherheitsvorkehrungen miteinbeziehen. Hochwasserschäden sind in flussnahen Wohngebieten nicht selten. Jeder Bürger ist zwar nach dem Wasserhaushaltsgesetz dazu verpflichtet, selbst vorzusorgen, aber Schäden durch Hochwasser oder Starkregen können nie ganz ausgeschlossen werden. In Baden-Württemberg werden in gefährdeten Gebieten Hochwassergefahrenkarten veröffentlicht, die im Internet und bei den Kommunen oder Landkreisen eingesehen werden können. Die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg veröffentlicht ihre Wasserstandsvorhersagen ebenfalls im Internet.

Um vor Wasser im eigenen Keller gewarnt zu werden, sollte man sich einen elektronischen Wassermelder zulegen, der bereits für ca. 10 Euro erhältlich ist. Aufwändigere Geräte können auch ins W-LAN-Netz eingebunden werden und so noch zuverlässiger vor Wasserschäden warnen.

Während es sich bei Baum- und Hochwasserschäden jedoch eigentlich schon um tatsächliche Katastrophen unter Einwirkung durch höhere Gewalt handelt, ist es vor allem der Mikrokosmos Haushalt, in welchem zwar die meisten Unfälle geschehen, welcher aber gleichzeitig das größte Potential birgt, die Unfallquote zu minimieren.

 

Zu den häufigsten Gefahrenquellen in den eigenen vier Wänden gehören:

  • Stolperfallen und Treppenstufen
  • Alte und unzureichende Stromleitungen oder ungesicherte Steckdosen
  • Unachtsamkeit bei Nutzung von Elektrogeräten in Küche und Bad
  • Überkochende Töpfe und anbrennende Lebensmittel auf dem Herd und im Backofen
  • Nasse Fußböden
  • Scharfe Messer
  • Schlechte Beleuchtung

 

Treppen sichern, Wege ebnen

Bei Senioren zählen Treppenstürze zu den häufigsten Unfallursachen im eigenen Heim. Aber auch für Kleinkinder können Treppen sehr gefährlich sein. Während Eltern in der Kleinkindphase häufig zu Treppenschutzgittern greifen, damit sie erst gar nicht unbeaufsichtigt die Treppe erreichen können, sind es bei Senioren oft altersbedingte Schwierigkeiten mit dem Treppensteigen, die zu Stürzen führen. Hier kann ein Handlauf oder ein gut erreichbares Treppengeländer helfen. Auch Stufenmatten können hilfreich sein, gerade bei glatten Treppenstufen. Bei größeren Mobilitätseinschränkungen kann ein Treppenlift gute Dienste leisten.

Aber auch andere Stolperfallen wie Teppiche, herumliegende Gegenstände oder Kabel können Unfälle verursachen. Teppichläufer im Flur oder Badematten können zur Rutschgefahr werden, wenn sie auf glatten Böden liegen. Mit doppelseitigem Klebeband können Teppiche in Flur und Wohnzimmer rutschfest gemacht werden. Bei Badezimmerteppichen oder Badematten unbedingt darauf achten, dass diese eine gummierte Unterseite besitzen.

Das Badezimmer kann auch durch Feuchtigkeit zum Unfallherd werden. Unter der Dusche oder in der Badewanne kann man schnell ausrutschen, wenn es durch Seifenreste rutschig wird. Hier helfen rutsch- und wasserfeste Matten für die Wanne oder Duscheinlagen, die es in den verschiedensten Ausführungen gibt. Auch Haltegriffe in Wanne und Dusche sind gerade für Senioren ein wichtiges Sicherheitsmerkmal.

Elektrische Geräte bedürfen besonderer Pflege

Auch in Sachen Elektrotechnik birgt das Badezimmer einige Tücken. Der sogenannte FI-Schutzschalter (Fehlerstromschutzschalter) schützt in Badezimmern, Schwimmbädern oder Draußen vor Stromschlägen durch Feuchtigkeit, weil er früher den Strom abschaltet als das eine normale Sicherung tut. Deshalb besteht auch eine Einbaupflicht von FI-Schutzschaltern bei Neubauten.

Wichtig ist aber auch darauf zu achten, dass keine defekten Geräte im Badezimmer verwendet werden. Der Fön, der beim Einschalten merkwürdige Geräusche von sich gibt oder gar Funken sprüht, hat im Badezimmer nichts mehr zu suchen und sollte generell nicht mehr verwendet werden. Beim Reinigen von Elektrogeräten sollte immer der Netzstecker gezogen werden, denn Geräte aus Bad und Küche wischt man gern auch mal mit einem feuchten Tuch ab.

 

Beschädigte Stromkabel sofort reparieren

Geräte mit defekten Stromkabeln sind brandgefährlich, nicht nur in feuchter Umgebung. Ein einfaches Isolierband um das Kabel zu wickeln ist eine denkbar schlechte Lösung. Bei vielen Geräten können die Stromzuleitungen ausgetauscht werden. Häufig ist das bei beispielsweise bei einigen Küchengeräten, Geräten der Unterhaltungselektronik, bei Computern oder Druckern der Fall, für die entweder Euro-, Kaltgerätekabel oder ähnliche Standardkabel verwendet werden.

Damit es gar nicht erst zu Beschädigungen an Stromkabeln kommt, sollten darauf geachtet werden, dass ein ausreichender Abstand zwischen eingeschalteten Herdplatten und in gerade in Gebrauch stehenden Küchenmaschinen gewährleistet ist. Falls dem nicht so ist, geschieht es leider sehr schnell, dass das Stromkabel versehentlich mit der heißen Herdplatte in Berührung kommt und dabei das Kabel anschmort. Besonders bei eingeschalteten Gasherden kann es dabei zum Brand kommen. Aber auch ein Kurzschluss kann die Folge sein, wenn die Isolierung der Stromadern schmilzt und diese dadurch aufeinandertreffen.

 

Kabel schützen

Auch Tiere mögen Kabel und knabbern mitunter gern mal daran. Deshalb gilt auch hier besondere Vorsicht, wenn Elektrogeräte für Haustiere erreichbar sind. Die meisten Stromkabel sind allerdings so dick, dass sich Hund oder Katze förmlich die Zähne ausbeißen müssten, um das Kabel zu beschädigen.

Dennoch können angeknabberte Kabel schon eine Gefahr darstellen und sollten sofort ausgetauscht werden. Um solche „Knabbereien“ zu verhindern, sollte man die Kabel so verlegen, dass Haustiere sie nicht erreichen können. Dies lässt sich durch Sockelleistenkanäle bewerkstelligen, aber auch mit Kabelkanälen und Kabelbindern können Kabel so verlegt werden, dass Hunde und Katzen nicht drankommen. Auch können die Zuleitungen mit speziellen Sprays eingesprüht werden, die Haustieren gar nicht schmecken, sodass diese von selbst Abstand halten.

Wer Kinder im Haus hat, die gerade anfangen zu krabbeln, sollte sich um einen wirksamen Steckdosenschutz kümmern. Am besten sind Steckdosen, die diesen Schutz von vornherein bieten, ohne dass erst entsprechende Aufsätze angebracht werden müssen. Die meisten Steckdosenleisten, die auf dem Markt sind, haben diesen Schutz bereits ebenfalls inklusive.
Mit Stromschlägen ist generell nicht zu spaßen, denn häufig führen Stromunfälle zu Kreislaufstillstand oder schweren Handverletzungen, die sofort notärztlich behandelt werden müssen.

 

Brandvorsorge durch Rauchmelder und Feuerlöscher

Egal, ob eine defekte Stromleitung, ein Kurzschluss oder eine vergessene Herdplatte: Schnell kann es unbemerkt zu einem Brand kommen. Mittlerweile gilt der Rauchmelder sowohl in Baden-Württemberg wie auch in fast allen anderen Bundesländern als Pflicht in Wohngebäuden. Einzig Berlin, Brandenburg und Sachsen sind aktuell noch eine Ausnahme, wobei die Pflicht aber 2021 in den beiden erstgenannten Ländern bereits beschlossene Sache ist.

Rauchmelder lassen sich bereits günstig erwerben und können in der Regel einfach selbst installiert werden. Mietwohnungen müssen von den Eigentümern entsprechend ausgestattet werden. Für Hörgeschädigte gibt es sogar Rauchmelder, die mit optischen Signalen wie Blitzeinrichtungen oder einem Rüttelkissen verbunden werden können.

Um das Brandrisiko zu minimieren, sollten Elektrogeräte, die Wärme erzeugen, immer freistehen, damit sich die Wärme nicht stauen kann. Einen Tischgrill oder Toaster direkt unter einem Hängeschrank zu installieren, ist daher keine gute Idee.

 

Vorsicht bei offenen Licht- und Feuerquellen

Brände entstehen zudem nach wie vor häufig, wenn Kerzen in Spiel sind und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Deshalb kommt es ganz besonders auch auf den Standort von Adventskränzen an, damit keine Brände ausgelöst werden. Am besten stellt man sie auf eine feuerfeste Unterlage wie eine Stein- oder Glasplatte. Auch sollten Kerzen niemals unbeaufsichtigt brennen, sondern vor Verlassen des Zimmers oder der Wohnung immer gelöscht werden.

Nicht nur in der Weihnachtszeit gilt: Schere, Messer, Gabel, Licht, ist für kleine Kinder nicht. Streichhölzer und Feuerzeuge sollten für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden.
Aber selbst bei elektrischen Kerzen ist Vorsicht geboten, wenn sie draußen genutzt werden sollen. Hierfür gibt es spezielle Lichterketten im Handel, die extra für den Außenbereich hergestellt wurden.

Für den Ernstfall kann sich ein Feuerlöscher durchaus rentieren, auch wenn sie im privaten Bereich keine Pflicht darstellen. Vor allem für einen eigenen Heizungskeller oder aber in Wohnungen, die aufgrund der Bauweise eher brandgefährdet sind, ist der Feuerlöscher das geeignetste Mittel um entstehenden Brände im Keim zu ersticken.

 

Die Schwachstelle Beleuchtung wird häufig unterschätzt

Viele Unfälle im Haushalt passieren auch wegen unzureichender Beleuchtung. Angefangen von der Außenbeleuchtung an der Haustür bis zur Kellerbeleuchtung sollte niemand im Dunkeln tappen müssen. Für den Eingangsbereich sind Bewegungsmelder inzwischen Standard. Sie helfen nicht nur den Bewohnern, beim Verlassen oder Erreichen des Hauses im Dunkeln den Weg zum Auto oder das Schlüsselloch zu finden, sondern auch Ihren Besuchern oder dem Zeitungszusteller in den dunklen, frühen Morgenstunden.

Hier sollte sich nicht auf die eigene Ortskenntnis verlassen werden, so gut diese auch sein mag. Bewegungsmelder sorgen auch im Hausflur für Sicherheit.

In vielen Kellern sind auch noch alte Neonröhren im Einsatz, die eine Weile brauchen, bis sie eingeschaltet sind. Hier gilt es entweder einen kurzen Moment zu warten, bevor der Raum betreten wird oder umzurüsten. Es gibt inzwischen etwa LED-Röhren mit passenden Startern, die weniger Strom verbrauchen und sofort Licht spenden. Generell sind LED-Lampen nicht nur sparsam, sondern bieten immer sofort nach dem Einschalten volles Licht, anders als bei älteren Sparlampen, die erst nach einiger Zeit ihre ganze Helligkeit entfalten.

 

Bildquelle:

www.fotolia.com © ronstik (#195963960)

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