Karlsruher Gemeinderat beschließt neue Sporthalle und Teil-Überdachung der provisorischen Wildpark-Tribünen
Karlsruhe (amf) Bei der Frage, ob die künftigen Ersatztribünen im derzeit im Umbau befindlichen Wildparkstadion ein Dach erhalten, hat sich der Karlsruher Gemeinderat am Dienstag auf eine Kompromiss-Lösung verständigt. Diese sieht lediglich eine Überdachung der Ersatztribüne in der bereits abgerissenen Nord-, nicht aber in der noch abzutragenden Südkurve vor. Damit liegt der Spielball beim Karlsruher SC, der für die künftige, dann unüberdachte Ersatztribüne im Südkurvenbereich eine im Aufstiegsfall benötigte Ausnahmegenehmigung bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) beantragen muss. Zugleich beschloss der Gemeinderat in seiner heutigen Sitzung den Bau einer neuen Schulsport- und Basketballhalle am Standort der Elisabeth-Selbert-Schule in der Südweststadt.
Die Überdachung beider Ersatztribünen hätte nach Angaben der Stadt mit rund 1,4 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Die Entscheidung zugunsten der Kompromiss-Lösung, die rund 600.000 Euro weniger verschlingt, begründete das Gros der befürwortenden Stadträte mit der vergleichsweise kurzen Nutzungsdauer der künftigen Ersatztribüne in der Südkurve, die laut aktuellem Planungsstand im August dieses Jahres auf- und im September nächsten Jahres wieder abgebaut werden soll. Die Ersatztribüne für die bereits entfernte Nordkurve soll hingegen länger stehen – nämlich von Juli 2019 bis April 2021.
Ligazugehörigkeit offen
Die Stadtverwaltung hatte sich bei der Vergabe der Vorabmaßnahmen für den Wildpark-Neubau im vergangenen Jahr die Option für eine Bedachung der Tribünen vertraglich gesichert. Hintergrund sind die Statuten der DFL, gemäß derer in der 2. Bundesliga alle Zuschauerränge überdacht sein müssen. Zum Zeitpunkt der Vergabe der Vorabmaßnahmen durch den Gemeinderat im April 2018 sei nicht absehbar gewesen, in welcher Liga der KSC zu Beginn der Arbeiten spielen würde, begründeten die Stadtverantwortlichen ihre damalige Entscheidung. Bei einem Verbleib in der 3. Liga wären die Dachkonstruktionen keine zwingende Voraussetzung für die Lizenz.
Bedachung aus KSC-Sicht „alternativlos“
Die Verantwortlichen des Karlsruher SC – der sich auf Tabellenplatz zwei liegend anschickt, ab Sommer wieder in Deutschlands zweithöchster Spielklasse aufzulaufen – hatten die Überdachung der provisorischen Tribünen im Vorfeld der heutigen Abstimmung als „alternativlos“ bezeichnet. Zwar gebe es die theoretische Möglichkeit, bei der DFL eine Ausnahmegenehmigung für den Spielbetrieb ohne Komplettüberdachung in Liga zwei zu beantragen – allerdings bliebe im Falle eines negativen Bescheids nach Einschätzung des KSC dann kaum noch Zeit, die Dächer bis zum Auftakt der neuen Spielzeit umzusetzen. „Wenn wir die Ausnahmegenehmigung Anfang März beantragen, dann würde die Entscheidung erst Ende April erfolgen. Das heißt, es wäre definitiv zu spät, um dann noch die Dächer anzubringen“, so KSC-Geschäftsführer Michael Becker gegenüber Baden TV.
Neue Schulsport- und Basketballhalle
Deutlich teurer als die Überdachung der Ersatztribünen im Wildpark wird der heute einstimmig beschlossene Bau einer neuen Sporthalle auf dem Gelände der Elisabeth-Selbert-Schule, die sich in unmittelbarer Nähe zur Europahalle befindet. Rund 21,6 Millionen Euro lässt sich die Fächerstadt die neue Sporthalle kosten. Ende 2017, als die Idee erstmals konkret wurde, war noch von Gesamkosten in Höhe von knapp acht Millionen Euro die Rede. Die Spielstätte soll als Dreifeldhalle auf der Freifläche an der Elisabeth-Selbert-Schule aus dem Boden gestampft werden und Platz für bis zu 1.500 Zuschauer bieten. Damit könnte die Halle auch als potentielle Spielstätte für die Basketballer der PSK Lions dienen – solange diese wie aktuell in der ProA, also der 2. Deutschen Basketball-Liga, spielen. Im Falle eines Aufstiegs in Liga eins müssten sich die Lions, die dank einer Ausnahmegenehmigung ihre Heimspiele in der laufenden Runde in der sanierungsbedürftigen Europahalle austragen, erneut nach einer geeigneten Spielstätte umsehen.
Probleme bei der Ausschreibung
Ursprünglich hätte die Halle ersten Einschätzungen der Stadtverwaltung zufolge noch in diesem Jahr fertiggestellt werden sollen. Probleme bei der Ausschreibung machten diese Pläne jedoch zunichte. Im Februar vergangenen Jahres war der Neubau europaweit im Wettbewerbsverfahren ausgeschrieben worden – Bieter ließen sich bis zum Ablauf der Frist jedoch nicht finden. Daraufhin folgte im Mai desselben Jahres eine zweite Ausschreibung, bei der die Firma Peter Gross mit Sitz im Saarland als einziger Bieter den Hut in den Ring warf – mit einem aus Sicht der Stadt überteuertem, nicht hinnehmbaren Angebot. Als Konsequenz hob die Stadt das Ausschreibungsverfahren auf, um direkte Verhandlungen mit besagter Firma aufnehmen und ein günstigeres Angebot aushandeln zu können. Mit dem heutigen Gemeinderatsbeschluss darf das saarländische Unternehmen offiziell mit dem Bau der neuen Halle beauftragt werden.